Was passiert eigentlich mit dem Abwasser in der Zentralkläranlage?
Das Abwasser aus unseren Badezimmern, der Toilette, aus der Badewanne, von der Waschmaschine, aus der Küche wird in der Kanalisation gesammelt. Über die Kanalleitungen fließt es zu den Pumpwerken in den einzelnen Ortsteilen. Die Pumpwerke fördern das Abwasser zur "Zentralkläranlage Im Recke", wo es aufbereitet, also mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt wird.
Im Klärwerk fließt das Abwasser durch mehrere Stufen:
1. Feinrechen
Hier werden alle Feststoffe (Papier) aus dem Abwasser entfernt, die den Reinigungsprozess stören. Die entfernten Stoffe werden gewaschen, gesammelt und anschließend als Müll entsorgt.
2. Sand- und Fettfang
Als nächstes fließt das Abwasser in einen Sand- und Fettfang. Der im Abwasser befindliche Sand ist schwerer als Wasser und sammelt sich am Boden. Hier wird er abgepumpt und der Sandwäsche zugeführt. Der gewaschene Sand kann später landbaulich verwendet werden. Öle und Fette sind hingegen leichter als Wasser. Sie schwimmen auf der Wasseroberfläche und werden dort abgeschöpft.
3. Belebungsbecken
Hier wird das Abwasser mit den vorhandenen Bakterien und Mikroorganismen gereinigt. Auf engstem Raum werden täglich zwischen 2000 und 5000 cbm Abwasser gesäubert. Mit Hilfe von vielen Messgeräten und diversen manuellen Abwasser- und Belebtschlammanalysen werden verschiedene Steuergrößen eingestellt. So werden optimale Reinigungsbedingungen geschaffen. Hier gilt es, die richtige Sauerstoffmenge zur Verfügung zu stellen. Der Sauerstoff wird mit hocheffizienten modernen Maschinen über insgesamt 600 Belüftungsmembranen in die beide Belebungsbecken gedrückt. Der gesamte Prozess wird permanent per EDV überwacht. So kann am Ende der einzelnen Reinigungsschritte gewährleistet werden, dass optimal gereinigtes Abwasser der Natur zugeführt wird.
4. Nachklärbecken
Im Nachklärbecken darf sich das Bakterien-Wassergemisch beruhigen. Wurde es im Belebungsbecken noch Rührwerken durcheinander gewirbelt, so sollen sich die Schlammflocken mit den Bakterien am Boden des Nachklärbeckens sammeln. Manche dürfen dann zurück in das Belebungsbecken an die Arbeit, andere werden aus dem System entfernt und der Klärschlammbehandlung zugeführt.
5. Chemische Reinigung
So wird die 3. Stufe der Abwasserreinigung beschrieben, in der die Phosphate aus dem Abwasser entfernt werden. Phosphat ist ein Pflanzennährstoff, der im Gewässer zu einem übermäßigen Pflanzenwachstum beitragen kann. In der Folge kann sich der Sauerstoffgehalt in den Gewässern deutlich reduzieren und das Gleichgewicht stören, welches für einen gesunden Gewässerzustand erforderlich ist. Phosphor ist ein endlicher Rohstoff. Zukünftig wird es das Ziel sein, chemisch gebundenen Phosphor aus dem Klärschlamm zurück zu gewinnen und ihn wieder industriell nutzbar zu machen.
Ein weiterer Schritt der Abwasserreinigung kann eine zusätzliche 4. Reinigungsstufe sein. Hier sollen möglichst alle Mikroschadstoffe, wie zum Beispiel Medikamentenrückstände, Rötngenkontrastmittel etc., entfernt werden.
6. Zurück in den Wasserkreislauf
Das Abwasser sieht jetzt wieder richtig sauber aus, ist aber noch kein Trinkwasser. Nach vielen chemischen Untersuchungen und ständiger Kontrolle im Ablaufbauwerk findet es seinen Weg zurück in den natürlichen Kreislauf, zum Beispiel, durch das Einleiten in die Gewässer der Gegend - in unserem Fall in die Neue Hessel
Wo verbleibt der Klärschlamm?
Auf der "Zentralkläranlage Im Recke" wird der überschüssige Schlamm entwässert und mit Kalk versetzt. Die Menge reduziert sich dabei auf ca. 1/10 des ursprünglichen Volumens und kann so optimal transportiert werden. Die Verwendung des Klärschlamms ist vielfältig. In der Landwirtschaft kann der Klärschlamm unter Einhaltung strengster Grenzwerte als Dünger eingesetzt werden. Auch die Mitverbrennung in Kraftwerken stellt eine mögliche Verwertungsvariante dar.